Realisierungseinheiten und Releases

Allgemeines

Wenn ein Projekt möglichst schnell erste Ergebnisse für die produktive Nutzung liefern soll oder die Komplexität insgesamt zu hoch ist, als dass der ganze Umfang auf einmal realisiert werden könnte, kann die Realisierung und Einführung in mehreren Realisierungseinheiten erfolgen.

Die Realisierungseinheit umfasst alle technischen und organisatorischen Ergebnisse, die für die Einführung und die Nutzung benötigt werden.

In IT-Projekten erfolgt die Realisierung des IT-Systems oft mit Softwarereleases, die laufend getestet und integriert werden. Eine Realisierungseinheit kann mit mehreren Releases entwickelt werden.

Realisierungseinheit und Release werden wie folgt definiert:

Realisierungseinheit

Eine Realisierungseinheit (RE) umfasst alle technischen und organisatorischen Ergebnisse des Projekts, die nötig sind, damit das System oder Teile davon in Betrieb gesetzt werden können. Am Ende einer Realisierungseinheit wird das Produkt bzw. das System produktiv genutzt.

Release

Ein Release ist ein Ergebnis, das ein lauffähiges IT-System darstellt. Das Release muss nicht zwingend durch den Anwender in Betrieb genommen werden, sondern kann in Form eines Testobjekts ausgeliefert werden.

Realisierungseinheiten und Phasenmodell

Das Phasenmodell von HERMES ermöglicht sowohl die sequenzielle wie auch die parallele Entwicklung von Realisierungseinheiten. Jede Realisierungseinheit erstreckt sich über die Phasen Realisierung und Einführung. Vor Freigabe des Starts der ersten Realisierungseinheit wird die Phase Konzept abgeschlossen.

Die Abbildung 30 zeigt die zeitlich verschobene Realisierung und Einführung von zwei Realisierungseinheiten. Innerhalb einer Realisierungseinheit werden mehrere Releases entwickelt.

Abbildung 30: Zeitlich verschobene Realisierungseinheiten (RE) mit mehreren Releases
Abbildung 30: Zeitlich verschobene Realisierungseinheiten (RE) mit mehreren Releases

Bei Realisierungseinheiten müssen die folgenden Punkte beachtet werden:

  1. Die Phasen Initialisierung und Konzept werden vollständig durchlaufen. Nach der Phase Konzept können Realisierungseinheiten gestartet werden. Ab diesem Zeitpunkt spielt sich das Projekt in den Phasen und Meilensteinen der jeweiligen Realisierungseinheit ab. Es gibt kein übergeordnetes Phasenmodell.
  2. Die Anzahl der Realisierungseinheiten ist durch HERMES nicht begrenzt aber die Dauer des Projekts soll nicht unbegrenzt sein. Deshalb werden die Realisierungseinheiten in der Phase Konzept gesamthaft geplant.
  3. Jede Realisierungseinheit umfasst die Phasen Realisierung und Einführung. Jede Realisierungseinheit durchläuft die Entscheidungsaufgaben der Steuerung, Führung und Ausführung.
  4. Der Start einer Realisierungseinheit muss durch die Projektsteuerung freigegeben werden. Dazu muss ein aktualisierter Projektmanagementplan vorliegen.
  5. Realisierungseinheiten werden aus Sicht des Controllings bezüglich Kosten, Terminen und Ergebnissen separat geplant und kontrolliert. Sie bilden eigenständige Kontrolleinheiten. Entsprechend soll das Reporting auf die Realisierungseinheiten ausgerichtet sein.
  6. Sinnvollerweise wird am Ende jeder Realisierungseinheit eine Schlussbeurteilung der Realisierungseinheit erstellt und die Erfahrungen werden dokumentiert und genutzt.

Am Ende der letzten Realisierungseinheit wird der Projektabschluss mit den entsprechenden Aufgaben und Ergebnissen durchgeführt. Dies umfasst die Projektschlussbeurteilung sämtlicher Realisierungseinheiten.